Dienstag, 19. November 2013

Album Review: "the ground beneath our feet" von Fräulein Hona



Auf welchem Boden stehst du?


Man fragt sich schon welche Überlegungen eine Band anstellt, wenn es um das Ansetzen von Release-Dates geht. „the ground beneath our feet“ passt auf jeden Fall zum Herbst. Musik, um bei langen Zugfahrten verträumt aus dem Fenster zu schauen, oder eben um durch einen frühherbstlichen Blätterwald zu spazieren. Dabei reduzieren sich Fräulein Hona auf das Wesentliche: In ihren Arrangements lassen sie viel freien Raum, kein Song klingt zu überladen oder pathetisch. Das Quartett aus Wien versteckt sich nicht hinter großen Gesten - deswegen fühlt sich die Band bei Konzerten im kleinen Rahmen, wo man dem Publikum sehr nahe ist, am wohlsten.


Die Einschränkung auf einige wenige Elemente ist ein typisches Merkmal für Singer/Songwriter Folk, wie ihn Fräulein Hona machen. Bei anderen Acts vermisst man deshalb oft die Abwechslung und die Möglichkeit sich zu entfalten, vieles in diesem Genre klingt mehr oder weniger gleich. Die Anmut der Songs von Fräulein Hona liegt im Detail: Manchmal ist es nur der Klang einer schlichten Pfeife, wie bei „offside“, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Auf „deserted place“ ziehen hingegen verschiedene, gegeneinander spielende, Melodien den Zuhörer in ihren Bann. Diese, von einem Klavier und einer Violine gespielten Melodien, erzeugen eine Spannung, die den „deserted place“, von dem die Band singt, spürbar macht. Fräulein Hona regen damit zum Nachdenken an. In ihrer Musik ist noch genug Platz für eigene Interpretationen und Assoziationen.


In den Texten vermischen sich tiefsinnige Zeilen mit ironischen, verspielten Passagen. „Meine Gleichgültigkeit gleicht den übergroßen Models am Laufsteg“, heißt es zum Beispiel auf „24 Stunden“ - und mit nur einem Satz haben Fräulein Hona eine Botschaft formuliert, die witzig, kritisch und persönlich zugleich ist. Bis auf zwei Titel sind alle Texte im Album auf Englisch verfasst. Schade, im Deutschen wirken Fräulein Hona doch noch sprachgewandter und einfallsreicher. Fast möchte man das, in diesem Zusammenhang inflationär verwendete, Wort „Authentizität“ in den Mund nehmen, aber sagen wir es lieber so: Fräulein Honas zwiespältige Persönlichkeit zwischen Witz und Melancholie überzeugt bei den Liedern „24 Stunden“ und „es tanzt nicht“ am meisten, das muss aber nicht unbedingt an der Sprache liegen.  

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