Man fragt sich schon
welche Überlegungen eine Band anstellt, wenn es um das Ansetzen von
Release-Dates geht. „the ground beneath our feet“ passt auf jeden
Fall zum Herbst. Musik, um bei langen Zugfahrten verträumt aus dem
Fenster zu schauen, oder eben um durch einen frühherbstlichen
Blätterwald zu spazieren. Dabei reduzieren sich Fräulein Hona auf
das Wesentliche: In ihren Arrangements lassen sie viel freien Raum,
kein Song klingt zu überladen oder pathetisch. Das Quartett aus Wien
versteckt sich nicht hinter großen Gesten - deswegen fühlt sich die
Band bei Konzerten im kleinen Rahmen, wo man dem Publikum sehr nahe
ist, am wohlsten.
Die Einschränkung
auf einige wenige Elemente ist ein typisches Merkmal für
Singer/Songwriter Folk, wie ihn Fräulein Hona machen. Bei anderen
Acts vermisst man deshalb oft die Abwechslung und die Möglichkeit
sich zu entfalten, vieles in diesem Genre klingt mehr oder weniger
gleich. Die Anmut der Songs
von Fräulein Hona liegt im Detail: Manchmal ist es nur der Klang
einer schlichten Pfeife, wie bei „offside“, der einem ein Lächeln
ins Gesicht zaubert. Auf „deserted place“ ziehen hingegen
verschiedene, gegeneinander spielende, Melodien den Zuhörer in ihren
Bann. Diese, von einem Klavier und einer Violine gespielten Melodien,
erzeugen eine Spannung, die den „deserted place“, von dem die
Band singt, spürbar macht. Fräulein Hona regen damit zum Nachdenken
an. In ihrer Musik ist noch genug Platz für eigene Interpretationen
und Assoziationen.
In den Texten
vermischen sich tiefsinnige Zeilen mit ironischen, verspielten
Passagen. „Meine Gleichgültigkeit gleicht den übergroßen Models
am Laufsteg“, heißt es zum Beispiel auf „24 Stunden“ - und mit
nur einem Satz haben Fräulein Hona eine Botschaft formuliert, die
witzig, kritisch und persönlich zugleich ist. Bis auf zwei Titel
sind alle Texte im Album auf Englisch verfasst. Schade, im Deutschen
wirken Fräulein Hona doch noch sprachgewandter und einfallsreicher.
Fast möchte man das, in diesem Zusammenhang inflationär verwendete,
Wort „Authentizität“ in den Mund nehmen, aber sagen wir es
lieber so: Fräulein Honas zwiespältige Persönlichkeit zwischen
Witz und Melancholie überzeugt bei den Liedern „24 Stunden“ und
„es tanzt nicht“ am meisten, das muss aber nicht unbedingt an der
Sprache liegen.
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